18. Dezember 1914

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Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 18. Dezember 1914

Ankündigung einer gemeinsamen Weihnachtsfeier im Gewerkschaftshaus Wald für Kriegerfrauen, Arbeitslose und ihre Kinder.

   Wald. Weihnachten, das Fest der Liebe und des
Friedens hat in diesem Jahre einen bitterbösen Beigeschmack.
So manche Familie entbehrt ihren Ernährer. Schon lange steht
er mit seinen Brüdern im Felde, um das Gegenteil von dem
auszuführen, was die Glocken am Weihnachtsabend verkünden
sollen. Das Fehlen des Vaters und des Gatten benimmt aber
auch mancher Mutter die Freude, die bei einer wahren Weih-
nachtsfeier unbedingt vorhanden sein muß. Wenn sie auch für
ihre Lieben alles tut, was ihre mütterliche Sorge ersinnen
kann, so wird doch alles beeinflußt von der Sorge um den im
Felde stehenden Mann. In einer so schweren Zeit ist es dop-
pelt notwendig, sich mit seinesgleichen zusammenzufinden, um
gemeinsam zu ertragen, was unvermeidlich ist. Aber auch das
Weihnachtsfest wird erhebender und schöner sein, wenn es ge-
meinsam gefeiert werden kann, und so wollen sich denn auch
die Arbeiterfrauen, deren Männer im Felde stehen, und die
Arbeitslosen mit ihren Kleinen zur gemeinsamen Feier zu-
sammenfinden. Wohl sind die Weihnachtsgaben unserer Ge-
nossinnen schon verteilt, und die Wünsche manches Kinder-
herzens schon einigermaßen gestillt, doch hat die Gewerkschafts-
kommission geglaubt (und das mit Recht!), eine Weihnachts-
feier, eine Familienfeier unterm Weihnachtsbaum veranstalten
zu sollen. Dem haben alle Korporationen zugestimmt. Die Feier
wird am 2. Weihnachtstage nachmittags um 4 Uhr im großen
Saale des Gewerkschaftshauses abgehalten. Für einen großen
schönen Weihnachtbaum mit brennenden Kerzen und schönen
Behang hat sich schon ein Spender gefunden. Die Kinder wer-
den in üblicher Weise beschert. Dazu werden gemeinschaftliche
Lieder gesungen und dem Charakter des Tages entsprechende
Gedichte und Aufführungen von den Kindern selbst vorgetragen.
Für die Bescherung sind ebenfalls schon Stiftungen gemacht.
Im übrigen sollen die Kosten der Bescherung durch den Ver-
kauf von Losen à 10 Pf[enni]g aufgebracht werden. Zur Ver-
losung gelangen 10 Kunstgegenstände, die im Schaufenster der
Firma Block ausgestellt sind. Die Lose haben bereits einen guten
Absatz gefunden. An die Bescherung der Kinder soll sich dann
eine Familienfeier anschließen, die durch Vorträge des Arbeiter-
gesangvereins „Vorwärts“ und durch die Mitwirkung der Ar-
beiter-Turner und -Radfahrer verschönt werden soll. Eine wür-
dige Weihnachtsfeier für die Walder Arbeiterschaft steht also
auch diesmal in Aussicht!


OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Stadtarchiv Solingen (18. Dezember 2014). 18. Dezember 1914. 1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch. Abgerufen am 11. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/cml5


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