Stadtarchiv Düsseldorf, “Tagebuch Willy Spatz” 1914-1919. 0-1-23-44.0000

Alle Scans zum Tagebucheintrag vom 09. Januar 1915

Willy Spatz (1861-1931) war Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Samstag, den 9. Januar.
 
Die Nachrichten vom Kriegsschauplatz besagen, daß die Operationen sehr durch die Ungunst der Witterung zu leiden hätten. In Flandern sei das Gelände ganz versumpft; dennoch seien einige Fortschritte gemacht worden – Es lag heute wie ein schwerer Druck auf Allen – vom düsteren Himmel strömte der Regen, vom Sturmwind gepeitscht – Gestern wartete ich den ganzen Tag auf eine Nachricht von meinem Schwager Arthur Kampf. Er schrieb zu Neujahr: „Ich reise am 8. Januar über das Hauptquartier an die Front in Nord-Frankreich, um dort Eindrücke zu sammeln. Wenn ich über Düsseldorf kommen sollte, würde ich mich freuen Dich zu sehen.“ Aus einer Zeitungsnotiz wußte ich, daß er auf Wunsch des Kaisers die Reise von Berlin zur Front machen sollte. Leider sah ich meinen Schwager nicht, den ich zu gerne gesprochen hätte, dem ich zu gerne ausgedrückt hätte, wie sehr ich ihn um diese Fahrt beneide! Denn meine Unruhe u. Sehnsucht, auch einmal an die Front zu kommen, ist übergroß! Mit eigenen Augen möchte auch ich unmittelbarer Zeuge des gewaltigen Ringens [werden] und bin ich wütend darüber, verurteilt zu sein, hier bleiben zu müssen. Vielleicht hat mein Schwager seine Abfahrt etwas aufschieben müssen, um an der Beisetzung von Anton von Werner teilzunehmen, dem viel umstrittenen aber hochbedeutenden Manne u. Künstler! – Diesmal begab ich mich gestern Abend allein zum Gasthaus von „Schloss Burg“ – Meine liebe Frau ist erkrankt und muß auf ärztlichen Rat das Bett hüten. Ihr Fehlen im Haushalt u. bei den täglichen Mahlzeiten hinterläßt den Eindruck einer ungewöhnlich großen Leere – es ist, als ob die ganze häusliche Umgebung seelenlos geworden wäre u. unser aller Wunsch ist es, daß sie von ihrer Krankheit bald wieder befreit u. das Haus wieder neu beseelt werde – Auch meine Schwester Lydia konnte nicht nach „Schloss Burg“ kommen. Sie fährt zu ihrem Sohn Alex (Sascha) nach Cöln, mit großen Sorgen. Sie erhielt eine Nachricht von ihm, daß er wohl zur Telefon-Abteilung kommen würde, aber das Wichtigste,
 
daß er wahrscheinlich schon in 3 bis 4 Wochen an die Front müsse. Meiner Schwester Sorge ist daher zu erklärlich! – In „Schloß Burg“ erfuhr ich auch von dem Gerücht, das nur leise in’s Ohr geflüstert wurde, daß nach der Seeschlacht bei den Falklands-Inseln unser Kreuzer Karlsruhe glücklich entkam, u. kurz vor Weihnachten, die ganze Blockade der Nordsee durchbrechend in Kuxhaven anlangte! Das wäre eine Riesenleistung, wenn sie sich bewahrheitet!

[Gedicht „Anton von Werner +“ / Gedrucktes Foto „Prof. Arthur Kampf“]

[Artikel „Weihnachtsfahrten in Feindesland.“]

[Fortsetzung des Artikels / Gedicht „Jahreswechsel.“ / Karikatur „Vadding in Frankreich. (XVII.)“]

[Gedicht „Das Herz von Berlin.“]

[Karikatur „Der Schrei nach dem Mann“]

[Artikel „Ein politischer Hirtenbrief Merciers.“ / Artikel „Städtische Nachrichten. Der Kriegszustand am Frühstückstisch.“ / Grafik „Ich hatt’ einen Kameraden.“]

[Karikatur „Vadding in Frankreich. (XVI.)“ / Grafik und Gedicht „Abschied des Kriegsfreiwilligen.“]

[Karikatur „Georg zu Väterchen…“]

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[Karikatur „Die ausgerutschte Offensive“]