Stadtarchiv Düsseldorf, „Tagebuch Willy Spatz“ 1914-1919. 0-1-23-61.0000

Alle Scans zum Tagebucheintrag vom 19. November 1918

Willy Spatz (1861-1931) war Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Dienstag, den 19. November.

Wie beim Auszug im August 1914 so auch bei ihrer Rückkehr waren die Truppenkörper auf ihrem Durchzug [durch] die Stadt geschmückt mit grünem Laub und Blumen. Die ersten marschierenden Infanterie-Kolonnen langten hier an, unter ihnen Düsseldorfer Abteilungen d. Landw. I.R. 39, die besonders herzlich und jubelnd auf der Brückenrampe von der tausendköpfigen Menge begrüßt wurden. Tücherwinken, Fahnenschwenken, begeisterte Zurufe allerwärts!

Mir traten verstohlen Tränen in die Augen. Die vielen Wagen, Autos, Karren trugen meistens die Aufschrift: „Parole Heimat“ und „Heim nach Muttern“. Die schwarz-weiß-roten Fahnen, die am Morgen sich noch erst schüchtern hervorgewagt hatten, schmückten bereits fast alle Häuser der Hauptstraßen, über die sich die Heimkehrenden bewegten. An den Telegrafenmasten hingen die gedruckten Zettel mit Pfeile versehen mit der Andeutung der Wegrichtung: „Nach Mettmann“, „nach Ratingen“. Leichter Schnee war gefallen, der stellenweise liegen blieb. Die berittenen Polizeibeamten mit Karabiner und Lanze hielten überall die Ordnung aufrecht. Es herrschte eine Stimmung seltener Art. Heute sollen Ehrenpforten aufgerichtet, die Hauptwege mit Flaggenmasten bestellt werden. Die Freude des Wiedersehens mit unsern tapfern Kriegern überwog alle anderen Gefühle! Es ist nun vorbei. Das Gräßliche, das unsere Tapferen gesehen in den 4 Kriegsjahren, ihre Nerven, die Unsägliches ertrugen,

sollen nun zur Ruhe kommen, die furchtbaren Schrecken des Krieges liegen nun hinter ihnen. –