Stadtarchiv Düsseldorf, “Tagebuch Willy Spatz” 1914-1919. 0-1-23-59.0000

Alle Scans zum Tagebucheintrag vom 16. Oktober 1917

Willy Spatz (1861-1931) war Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Dienstag, den 16. Oktober.

[Artikel „Der amtliche Tagesbericht.‘“ / Artikel „Neue Tauchbootsbeute.“]

„Das Gebot der Stunde“, ein Aufsatz in den heutigen Blättern,
 
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kommt grade zur rechten Zeit! Ihm sei einiges entnommen, das vielen aus der Seele gesprochen ist: „In der Zeit der politischen Wiedergeburt Deutschlands gab es ein schwaches Parlament u. eine starke Regierung: Bismarck lenkte das Staatssteuer mit eiserner Kraft und mit genialer Sicherheit. Heute, in den gefahrenschwersten Zeiten unserer Geschichte, redet ein starker Reichstag, handelt eine doppelt  schwache Regierung. So kann es nicht weiter gehen (!), wenn anders wir nicht unser Volk um die Früchte nie geschauten Heldenmutes und Opfersinns und ruhmreicher militärischer Erfolge bringen wollen. Das ist die eindringliche Mahnung, welche die letzte Tagung des Reichstags unserm Kaiser und unserem Volke erteilt hat. –
Die unerbittliche Forderung der Stunde ist neben einem starken Reichstag eine starke Regierung. Oberflächliche Beurteiler lassen sich leicht dazu hinreißen, die Schuld beim Reichstag zu suchen. Man überlege doch einmal: der gleiche Reichstag, der in den letzten Tagen zur Schadenfreude des feindlichen Auslandes und zum Schmerze unserer Heimat das Bild innerer Zerissenheit u. Zerfahrenheit  dargeboten hat, bot der Welt am 4. August 1914 das unvergleichliche Schauspiel stärkster Entschlossenheit und opferfreudigster Hingabe an das bedrohte Vaterland. – Das Echo, welches der Aufruf zur Bildung der Vaterlandspartei gefunden hat, bietet eine Gewähr für das Inland, eine deutliche Warnung für das Ausland, daß der Geist vom 4. August 1914 nicht verloren gegangen ist u. daß er nur der Stunde harrt, da der richtige Führer ihn zur reicher Entfaltung aufruft. – So ist denn wahrlich nicht der geringste Grund zum Kleinmut vorhanden. Ohne Säumen müssen neue Männer auf die Kommandobrücke gestellt werden! Jetzt gilt es nicht, sich über Formen u. Maßnahmen zu unterhalten – Männer ist die Losung! – Ein ehrenvoller Friede winkt unserem Lande. Nur eine einzige Gefahr droht uns noch, das ist die Zwietracht. Sie zu überwinden wird einer neuen Partei nicht gelingen, sie zu überwinden reicht ein starker Reichstag nicht aus. Neben dem starken Reichstag führt uns
 
zum Sieg und zum Frieden eine starke Regierung. – Das deutsche Volk erwartet daher mit Ernst und mit Festigkeit, aber auch mit Zuversicht und Vertrauen die unaufschiebbaren Beschlüsse seines Kaisers! – (Es stimmt aber nicht alles, namentlich nicht das, was der Verfasser von dem „starken“ Reichstag sagte!).

[Artikel „Die Hauptstadt von Oesel in unserer Hand.“ / Artikel „Der Anteil unserer Flotte an der Eroberung von Oesel.“ / Artikel „Erfolge österreichisch-ungarischer Stoßtrupps am Isonzo.“]