Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 17. September 1914
Eine Trauerbotschaft wurde einem Solinger Ein-
wohner in einem Feldpostbrief übermittelt. Der Briefschreiber
schreibt in ergreifender Einfachheit:
Moncel, 6. 9. 14.
Geehrter Herr!
Leider muss ich ihnen die traurige Mitteilung machen, daß Ihr
Sohn im gestrigen Gefecht, also am 5.9.14 gefallen ist.
Ihre Schwiegertochter, Frau Wilhelm bitte ich
schonend hiervon in Kenntnis zu setzen, da sie wie ich von andern
Solingern höre, sich in einem Zustand befindet, wo eine solche Nach-
richt sehr ungünstig wirken könnte. Ihr Sohn wurde durch
eine Granate im Felde von Champenour an der rechten Seite und
am rechten Bein sehr erheblich verletzt. Zum Glück konnte er halb
verbunden und fortgeschafft werden und kam gleich in ärztliche Be-
handlung, wodurch seine schmerzen gelindert wurden. Leider ist er
trotzdem an Blutverlust in Moncel verstorben. Durch Zufall kam die
Kompagnie abends nach Moncel und haben wir ihren Sohn heute
mit allen Ehren begraben. Der Herr Feldprediger hielt eine sehr
schöne Predigt am Grabe. Drei Salven wurden über das offene
Grab abgegeben. Es war sehr feierlich. Ihr Sohn hat seine Leiden
sehr tapfer ertragen. Sie können wahrhaft stolz auf diesen Sohn sein.
Entschuldigen sie bitte Schrift und Papier, aber ich liege auf der
Erde im Biwak. Sehr große Strapazen liegen hinter uns und stehen
uns noch bevor. Mit besten Grüßen an Sie, Ihre Frau und Schwie-
gertochter.
Ihr Sohn ruht auf dem Friedhof in Moncel. Die Kameraden
errichteten ihm ein einfaches Holzkreuz.
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Stadtarchiv Solingen (6. September 2014). 6. September 1914. 1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch. Abgerufen am 7. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/cm07