Stadtarchiv Düsseldorf, “Tagebuch Willy Spatz” 1914-1919. 0-1-23-57.0000

Alle Scans zum Tagebucheintrag vom 10. Februar 1917

Willy Spatz (1861-1931) war Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Samstag, den 10. Februar.

[Artikel „Der amtliche Tagesbericht.“]

Unsre Nerven und Sinne sind ganz durch Amerikas Haltung in Anspruch genommen; die Zeitungen sorgen dafür, daß es nicht anders wird. Heute heißt es, ein großer Teil Amerikas sei gegen den Krieg. Die Blätter schreiben dazu: „Wie aus Washington gemeldet wird, scheint Wilson von der sich bei dem amerikanischen Volk und selbst im Kongreß nach der Anfangs-Begeisterung der ersten Tage immer mehr geltend machenden friedlichen Bewegung beunruhigt zu sein. Die unter Führung des früheren Unterstaatssekretärs des Auswärtigen Bryan zusammenstehenden Pazifisten erklären, der Krieg könne durch einige Nachricht der Deutschen Tauchboote den amerikanischen Passagierdampfern gegenüber leicht vermieden werden. Wenn die deutschen U.-Boote nur die Bannware führenden Schiffe versenken, werde das amerikanische Volk

1994.
auf keinen Fall in den Krieg einwilligen. Die sich hauptsächlich auf die Unterstützung der West- u. Zentralstaaten stützenden Pazifisten bieten alles auf, um einen Ausbruch der Feindseligkeiten zu vermeiden. So haben sie ganze Zeitungsspalten belegt, um ihren Friedensruf täglich an das Volk zu richten. In New York zeigen sie das Abhalten riesiger Volkskundgebungen an. Durch weitere Mittel suchen sie die antimilitaristische Stimmung unter der Arbeiterschaft zu verstärken. Ferner stellen sie die Forderung auf, daß von einer äußersten Entscheidung eine Volksabstimmung veranstaltet werden müsse.“ – Aus dem Haag wird berichtet „Während nach Ausweis der jetzt eingetroffenen englischen Zeitungen der Bruch zwischen Deutschland und Amerika schon Samstag Morgen allgemein erwartet wurde, trotzdem Wilson mit äußerster Vorsicht vorging, so stellen doch manche Zeitungen fest, daß der Krieg Amerika nicht wilkommen sei.“
Aus den vielen Pressestimmen, die nach dieser Seite hin dasselbe sagen, sei nur eine herausgegriffen. Daily Chronicle schreibt: „Amerika wünscht keinen Krieg, niemand ruft nach Krieg. Die Möglichkeit eines Eintretens in den Krieg wird mit Bedauern, aber ruhig und entschlossen in’s Auge gefaßt.“
Genau wie bei uns selbst! –

[Artikel „An der Somme rege Feuertätigkeit.“ / Artikel „Lebhaftere Artillerie-Tätigkeit an einigen Stellen der Ost-Front.“ / Artikel „Patrouillengefechte in der Gegend von Serres.“]