Stadtarchiv Düsseldorf, “Tagebuch Willy Spatz” 1914-1919. 0-1-23-56.0000

Alle Scans zum Tagebucheintrag vom 8. November 1916

Willy Spatz (1861-1931) war Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Mittwoch, den 8. November.

[Artikel „Der deutsche Tagesbericht.“ / Artikel „In der Dobrudscha Gefechte zwischen Aufklärungsabteilungen.“]

Zu den Berichten über das entsetzliche Morden an der Somme, zu den „Großkampftagen erster Ordnung“ dort, füllen jetzt die Nachrichten über die Verkündung

der Neugründung des Königreiches Polen die Blätter. So lesen wir aus Sofia vom 7. Nov.: „Die Meldung von der Wiederherstellung des Königreiches Polen hat hier großes Aufsehen hervorgerufen u. wird in allen politischen Kreisen beifällig besprochen. Alle Zeitungen beschäftigen sich mit ihr als wie mit einem Ereignis von geschichtlicher Tragweite und sprechen die allgemeine Ueberzeugung aus, daß das neue Königreich in enger Gemeinschaft mit seinen Schöpfern und Verbündeten wachsen und sich kräftigen werde. Die Presse hebt einmütig hervor, daß, während die Verbandsmächte für Polen reichlich fruchtlose Versprechungen verschwendet hätten, die Mittelmächte allein zu Taten geschritten seien und das Königreich Polen wieder zum Leben erweckt hätten.“ – Der Maasbode schließt einen Artikel über die Unabhängigkeitserklärung Polens folgendermaßen: „Die „neue Sonne“ ist, im Nebel u. Rätsel gehüllt, emporgestiegen, die ihr wohltätiges Licht verschleiern und die verhindert, daß es sich ausbreitet. Aber der „neue Tag“ für Polen hat, wenn auch nicht unter sehr günstigen Umständen, begonnen. Möge er glanzvoller und strahlender sein, als er bei seinem Beginn sich ankündigt.“ Die Zeitung „Volk“ schreibt: „Daß Polen sich wirklich zu einem selbständigen Staat mit modernen politischen und sozialen Entwicklungsmöglichkeiten für die Bevölkerung entwickeln kann, wird auch von der sozialdemokratischen Bewegung des Landes nicht in Zweifel gezogen. Aber was in der nächsten Zukunft aus Polen werden wird, hängt schließlich vom Ausgang dieses Weltkampfes ab, dessen Ende und Ergebnis noch ganz im Dunkeln liegt.“ – Aus den Gesprächen über dieses Ereignis hört man im allgemeinen vorwiegend die Ansicht, daß es ein gefährliches Wagnis war; man hört, daß es besser unterblieben wäre, daß sich für uns große Schwierigkeiten ergeben können, kurzum die ganze Angelegenheit wird mit großen Bedenken behandelt. –

[Artikel „Große Erfolge deutscher Bombengeschwader.“ / Artikel „Die Isonzo-Schlacht mißlungen.“ / Artikel „Stellenweise Artillerie- und Infanterie-Feuer längs der Donau.“]