6. Oktober 1916

0_1_23_56_06_Oktober_1916
Stadtarchiv Düsseldorf, “Tagebuch Willy Spatz” 1914-1919. 0-1-23-56.0000

Alle Scans zum Tagebucheintrag vom 6. Oktober 1916

Willy Spatz (1861-1931) war Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Freitag, den 6. Oktober.

[Artikel „Der deutsche Tagesbericht.“ / Artikel „Heftige Artillerieschlacht auf der Karst-Hochfläche.“]

1872.
[Artikel „Kein rumänischer Soldat mehr auf dem bulgarischen Donau-Ufer.“]

Als wenn keine Kriegsanleihe vorgelegen hätte, als wenn nie die nervenaufregenden Anfeuerungen zum Zeichnen vorgelegen hätten, so sieht es heute in den Zeitungen aus. Aber auch jene indirekten Aufforderungen, die Schilderung der grausamen Absichten unserer Feinde auf Deutschland, wie sie es zerschmettern u. zermalmen wollen, fehlen gänzlich. Aus diesem Gebiet sei noch von gestern nachfolgendes herausgeholt: „Italienische Kritik an Lloyd Georges „Zerschmetterungs“ Politik“, wo es heißt: Zu den neuesten Aeußerungen Lloyd Georges gegenüber dem Vertreter der United Press finden sich in der Italia (Mailand) vom 1. Okt. folgende Ausführungen: Lloyd George ist sehr zuversichtlich, und ihn kümmert keine lange Dauer des Krieges. Ist er aber sicher, daß alle dieser Meinung sind oder sein werden? Für ein außerordentlich reiches Volk, das eben die Wehrpflicht eingeführt hat, kann es stimmen, daß der Krieg eben erst anfängt. Aber nach 26 Monaten schrecklichsten Blutvergießens werden diese Anschauungen kaum alle teilen. Den Sieg zu wollen und Frieden nur zu wollen nach Wiederherstellung der unterdrückten Länder Belgien, Serbien und Polen ist schön, aber warum muß man den Feind durch Drohungen mit völliger Zerschmetterung die Kraft der Verzweiflung einflößen? Derartige Äußerungen könnten wirklich den Behauptungen Bethmanns in seiner Kanzlerrede über die Absichten Englands einen Schatten der Berechtigung verleihen. Zu viel ist stets von Uebel! Um einen Feind völlig zu zerschmettern, selbst wenn dies wünschens-

wert erscheint, sollte man nicht Kraftanstrengungen verlangen, die die eigene Lebenskraft erschöpfen. Dies ist ein Thema, auf das man besser nicht allzusehr eingeht – aber der intelligente Leser versteht uns schon ……! („So etwas denkt man wohl, aber man sagt es nicht“ – das ist der Sinn der Ausführungen des italienischen Blattes. Und so denkt die Gesamtheit der Ententebrüder. Sie wollen uns ausrotten mit Stumpf und Stil, halten es aber nicht für angebracht, vor der Zeit davon zu reden.).“ –
Es beunruhigt uns, daß bis zum Mittag heute noch keine Nachricht über die ungefähre Höhe der Zeichnungen zur Kriegsanleihe vorliegt; bei den anderen vier Anleihen lag schon eine solche am Abend selbst des Tages des Schlußes der Zeichnungen vor. –


OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Stadtarchiv Düsseldorf (6. Oktober 2016). 6. Oktober 1916. 1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch. Abgerufen am 13. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/cpnm


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.