Kreisarchiv Euskirchen, Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden und Umgegend (Amtliches Kreisblatt) vom 09. Oktober 1915

Einführung der feldgrauen Uniformen im deutschen Heer

—- Die feldgraue Friedensuniform gelangt im
ganzen deutschen Heere zur Einführung; dem Vorgange
Preußens ist Bayern bereits gefolgt, Sachsen und
Württemberg werden gleichfalls nicht zurückstehen.
Die Umwälzung hat überall den größten Eindruck
gemacht; es ist erstaunlich, daß sie mitten in dem
furchtbarsten Kriege vollzogen werden konnte. Die
Neuerung ist nicht nur von militärischer, technischer
und wirtschaftlicher, sondern auch von ethnischer Be-
deutung. Die Umwandelung des zweierlei Tuch, das
seit Friedrichs des Großen Zeiten das Soldatenkleid
bildete, in das schlichte Feldgrau, das sich im Kriege
So außerordentlich bewährt, entspricht dem Ernste der
großen Zeit. Das äußerlich Glänzende fällt, der
Innere Wert wird erhöht. Die Zeit für die Umwand-
lung war gerade jetzt gegen, die Truppenkammern
waren geleert und selbst die Gardeuniformen in Ge-
brauch genommen worden. Die Leistungen der Be-
kleidungsämter aber waren gleichzeitig derart gesteigert
worden, daß wieder mit der Ansammlung von Vor-
räten begonnen werden konnte, die hoffentlich nnach
dem Frieden zur Verwendung kommen werden. Auch
für die Industrie ist die Herstellung von einschneidender
Bedeutung; sie kann sich jetzt auf die Herstellung einer
Tuchart beschränken, die sich als die zweckmäßigste
erwiesen hat. Die kriegerische Ausrüstung und Bereit-
schaft unserer Truppen werden durch die neue Uniform
gehoben, und die Zusammengehörigkeit von Mann
und Führer tritt auch äußerlich stärker zutage als
bisher. In seinem schlichten Aeußerem wird sich unser
Heer fortan auch noch in höherem Grade als das
darstellen, was es seinem innersten Wesen nach ist,
als das deutsche Volksheer.