Stadtarchiv Düsseldorf, “Tagebuch Willy Spatz” 1914-1919. 0-1-23-51.0000

Alle Scans zum Tagebucheintrag vom 21. Januar 1916

Willy Spatz (1861-1931) war Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Freitag, den 21. Januar.

[Artikel „Der deutsche Tagesbericht.“ / Artikel „Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.“]

(Dieser Tagesbericht muß umgewechselt werden mit dem von gestern) –

Gerüchte aller Art durchschwirren die Luft. Eines der merkwürdigsten will ich hier wiedergeben. Wir wissen, daß englische U.Boote in der Ostsee sich befinden. Es heißt nun, daß diese von dänischen Lootsen um Dänemark herumgeleitet worden wären, was einem offenen Neutralitätsbruch Dänemarks gleich käme. Unsere U-Boote hätten sich nun unter englischer Flagge der dänischen Küste genähert mit demselben Verlangen, durch die gefährliche Meerenge geleitet zu werden. Sie seien aber als deutsche Schiffe erkannt (worden) und deshalb seie das Ansinnen abgeschlagen worden. Nun habe der deutschen Regierung wegen dieser Weigerung die dänische damit gedroht, Kopenhagen zu beschießen oder 75 Millionen Mark zu zahlen. Diese Millionen seien von Dänemark

1317.
an Deutschland gezahlt worden u. die U. Boote seien durchgelassen – Nun soll auch der Freudenrausch wegen Montenegros Waffenstreckung getrübt werden; man spricht heute Morgen von einem angeblichen Abbruch der Friedensverhandlungen. Wir finden darüber folgendes: „Ein aus Mailand übermittelter Bericht der Agenzia Stefani besagt: der montenegrinische General-Konsul in Rom teilte heute früh im Auftrage des gestern Abend in Brindisi angekommenen Ministerpräsidenten Muschkowitsch mit, daß Nikita u. dessen Regierung die Bedingungen Oesterreich-Ungarns abgelehnt hätten, u. daß der Kampf bereits auf der ganzen Front wieder begonnen habe. Der König u. seine Söhne weilten inmitten der Truppen, um den letzten Verteidigungskampf zu leiten.“ – Weiter heißt es: Aus Brindisi wird gemeldet: „Die Königin von Montenegro, die montenegrinischen Prinzessinnen u. der mont. Ministerpräsident sind hier eingetroffen. König Nikita bleibt in Skutari, um dort den Verteidigungskampf zu leiten.“ Ferner finden wir: (Paris, 20. Jan.) „Der von der Agence Havas verbreiteten Meldung des Temps über Abbruch der Freidensverhandlungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Montenegro entspricht im Ganzen eine in der Pariser Presse enthaltenen Havas-Meldung aus Rom. Der eigentliche Ursprung der Sensations-Meldung erscheint recht zweifelhaft. Jedenfalls begegnet diese Meldung in der Pariser Presse selbst den stärksten Zweifeln; Denn die Blätter, wie Journal des Débats, Petit Journal und Echo de Paris geben sie unter allem Vorbehalt wieder. Sie verweisen auf den graden Widerspruch mit den in derselben Ausgabe enthaltenen Meldung aus englischen Blättern über die Formen der Uebergabe des Degens des Königs Nikola, sowie des Aufrufs des Königs an sein Volk, in dem gesagt wird, daß nur Ergebung oder Untergang übrig bleibe“ –

Und endlich heißt es aus London (20. Jan.) „Reuter meldet aus Rom: Die Nachricht, daß die Verhandlungen zwischen Oesterreich-Ungarn u. Montenegro abgebrochen wären, wurde hier im Lauf des Nachmittags bekannt. Man hat noch keine weiteren Einzeheiten über den Grund des Bruches. Dieses scheint sich jedoch durch den Umstand zu bestätigen, daß der König von Montenegro beabsichtigt, mit seiner Familie doch nach Italien zu reisen.“ – In diesem Tone geht es fort, mal die Nerven beruhigend, mal sie aufregend –

[Grafik und Gedicht „Strandwache.“]

1318.
[Karikatur Nach berühmtem Muster“ / Karikatur „Gebranntes Kind.“]

[Karikatur „Der Wendepunkt.“ / Karikatur „Am Klubhaus der >Vosges Trotters<“]

1319.
[Karikatur „Am Markusplatz in Venedig“]

[Karikatur „Friedensorakel“ / Grafik „Vor dem Schneesturm am Hilsenfirst“]

1320.
[Karikatur „Die Dienstpflicht für England“]