Stadtarchiv Düsseldorf, “Tagebuch Willy Spatz” 1914-1919. 0-1-23-48.0000

Alle Scans zum Tagebucheintrag vom 14. Mai 1915

Willy Spatz (1861-1931) war Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Freitag, den 14. Mai.

[Artikel „Der Stand der Schlachten“]

Daß uns Italien u. seine beabsichtigte Gaunerei, uns den Krieg zu erklären, sehr in Atem hält u. unsere Gedanken in hohem Maße beschäftigt, ist erklärlich, zumal, da uns aus den Zeitungen reiche Nahrung dafür zufliegt. So finden wir unter der Ueberschrift: „Das überschäumende Italien“, unter anderm Folgendes: „In der interventionistischen der kriegsbegierigen Presse tobt ein immer wilderer Orkan. Die Besorgnis, daß noch im letzten Augenblick die Kriegserklärung hintertrieben werden könnte, läßt die bekannten dunklen Hintermänner das Äußerste aufbieten, um ihr Ziel zu erreichen – Am

Nachmittag flaute die Erregung etwas ab, als bekannt wurde, daß die Regierung bei ihrem einmal angenommenen Standpunkt unerschütterlich beharre“ – Ferner heißt es, aus Genf gedrahtet: Es sei schwierig, vorauszusehen, wie sich die Lage aufklären werde. Falls in 2 – 3 Tagen die Regierung keine äußerste Entscheidung treffe, sind die Neutralisten davon überzeugt, daß die Möglichkeit des Krieges entgültig beseitigt sei. Heute soll ein wichtiger Ministerrat stattfinden – An anderer Stelle lesen wir: „Keine italienische Regierung könne sich auf magere Abschlagszahlungen einlassen.“

Worin die „mageren“ Abschlagszahlungen bestehen erfahren wir aus dem Angebote Oesterreich-Ungarn’s, im nebenstehenden Zeitungsausschnitt.

[Artikel „Der Abgeordnete Cirmeni“ Rom, 13. Mai]

Weiter finden wir unter der Ueberschrift: Kundgebung der Kriegshetzer Nachstehendes: (Rom, 13. Mai) „Gestern Abend fanden nicht unerhebliche Kundgebungen gegen Giolitti statt, die sich natürlich auch gegen Oesterreich u. Deutschland richteten. Aus der Menge ertönten die Rufe, wie: „Nieder mit Giolitti! Nieder mit den Landesverrätern! Nieder mit Oesterreich! Auch die vereinzelten Rufe: Nieder mit dem König! wurden laut.“ – In das Auf u. Nieder der Mitteilungen u. der Stimmungen, die sie hervorriefen, kam die Nachricht vom Rücktritt des italienischen, dem Krieg zugeneigten Kabinetts.

[Artikel „Rücktritt des italienischen Kabinetts“]

Man betrachtet diese Tatsache als ein Anzeichen der Besserung der ganzen Lage! Obschon sich Keiner auf Italien verläßt, steigt doch die Hoffnung eines gütigen Ausgleichs von Stunde zu Stunde. Ein mir befreundeter Bankdirektor, den ich heute Nachmittag traf, sagte mir, daß fast alle Banken jetzt eine günstigere Auffassung der Lage teilten; auch seien seit zwei Tagen von Italien aus wieder größere Zahlungen eingegangen, die vorher ausgeblieben waren. Alle diese Anzeichen deuteten auf eine friedliche Lösung der Spannung hin. Ja, er sagte am Schluß: Italiens wildes Gebahren sei nur ein wüstes Säbelgerassel, das sich schon bald wieder legen würde. Hoffentlich geben die Ereignisse dieser Auffassung Recht – Von Paul erhielten wir am Mittag eine Karte, daß sie vereidigt wurden u.

daß sie vorgestern einen Marsch von 27 km gemacht hätten. Nach diesem Marsch müssen seine Stiefel sehr gelitten haben, er bittet mich um etwas Geld für ein neues Paar. Also sie erhalten vorläufig keine gestellt. Paul wollte in seiner Zurückhaltung die Hälfte des Preises für dieses Schuhzeug aus seinen Ersparnissen hinzutun. Ich sandte ihm aber den ganzen Betrag sofort zu – ich weiß, es wird ihm Freude machen. Denn ein Soldat kann alles gebrauchen, besonders Geld! –

[Grafik und Gedicht „Nachts auf Posten.“]

[Karikaturenserie „Unsere lieben Feinde.“]

[Grafik und Gedicht „Das Testament.“]

[Karikatur „Selbstbetrachtung.“]

[Karikatur „Vadding in Frankreich (XXIV.)“ / Karikatur „Des Mimen Leid.“]

[Karikatur „Das Vermächtnis der Väter.“]

[Karikatur „Ein großer Erfolg der Verbündeten“]

[Karikatur „Das Volk dort drüben.“]

[Karikatur „Die lang internierte Wahrheit“]

631
[Karikatur „Die arme Lerche!“]

---

---