6. April 1917

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Stadtarchiv Düsseldorf, “Tagebuch Willy Spatz” 1914-1919. 0-1-23-58.0000

Alle Scans zum Tagebucheintrag vom 6. April 1917

Willy Spatz (1861-1931) war Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Karfreitag, den 6. April.

[Kopfzeile „Kriegszustand mit den Vereinigten Staaten.“]
,so
 
stand es in den gestrigen Abendblättern! Das schon lang erwartete ist nun Tatsache geworden! Bei dem dichtesten Schneesturm, der den Himmel zeitweise so verdunkelte, daß wir, wie beim Mittagessen, das Licht anmachen mußten, kam uns die Nachricht! Dunkel, wie der Himmel des gestrigen Tages, mit seinen Stürmen all‘, liegt die Zukunft vor uns. Hoffentlich wird sie wie das Wetter heute Morgen: einen Oster-Sonnenschein uns bringen! – Schon einige Tage

[Artikel „Der deutsche Tagesbericht.“ / Artikel „Schwaches Artilleriefeuer in Mazedonien.“ / Artikel „Der britisch-russische Rückzug am Diala.“]

vorher lasen wir in der Zeitung unter der Ueberschrift „Wilson ohne Maske“ höchst Zutreffendes. Es hieß da: „Wilson wird die Geister, die er rief, nicht mehr los, und so ist er, der zu schieben glaubte, letzten Endes der Geschobene. Ursprünglich hatte er wohl kaum die Absicht gehabt, über den so erfolgreich gehandhabten Bluff im Interesse seiner engl. Busenfreunde hinauszugehen. Er gedachte, Deutschland in aller Stille nur ein wenig von hinten herum zu er-
 
erdrosseln. Aber seine braven Amerikaner haben an dem bengalischen Feuer seiner für ganz andere Zwecke bestimmten gekünstelten Kriegsbegeisterung Gefallen gefunden. „‘s ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster, da, wo sie hereinkommen müssen sie heraus.“ – Wilson hat sich durch die enge Pforte demagogischer Umtriebe in den von ihm zur Kriegsbegeisterung aufgestachelten Volkswillen hineingeschlichen, aber jetzt, wo sich der Spaß zum Ernst gewandelt hat, findet er den Teufelsausgang magisch verschlossen u. es steht ihm kein Rattenzahn zur Verfügung, der den Drudenfuß auf der Schwelle zu bewegen vermöchte, um ihm den Weg in’s Freie zu öffnen. Um des Effektes willen sieht er sich nun in der Zwangslage, die alte Biedermanns-Maske endgültig abzuwerfen u. sein schamloses Heuchlergesicht der ganzen Welt unverstellt zu zeigen. – Vor einigen Wochen, bei Verkündigung des uneingeschränkten U-Bootkrieges, rief ein schwedischer Schriftsteller der ganzen Welt zu, daß es keine Moral gebe, die Deutschland zwingen könne, freiwillig zu verhungern. Wilson hat nun die bodenlose Unverschämtheit, im Tone widerlichster Salbung allen Ernstes Deutschland der Verworfenheit zu bezichtigen, weil es sich nicht immer noch nicht zum Selbstmord entschließen kann. „Die amerikanische Republik steht dem deutsche Volk nicht feindlich gegenüber“ und „wir haben keinen Streit mit dem deutschen Volk.“, wagt er in leicht erkennbarer Absicht just in dem Augenblick zu sagen, wo er das amerikanische Volk auffordert, ihm die Mittel an die Hand zu geben, um zu seinem Teil dabei zu helfen, dieses Volk von der Erde zu vertilgen. – Im Uebrigen hat uns Wilson nichts Neues gesagt, und so sieht das deutsche Volk dem Kriege mit Amerika mit vollkommener Gelassenheit entgegen, in dem ruhigen Bewußtsein, daß Wilsons aktives Eingreifen in diesem Weltkrieg an dem Stand der Dinge nichts ändern wird.“ –
 
[Karikatur „Des Zaren Erwachen“ / humoristischer Text „Die Brotzusatzkarte“ / Gedicht „Lied der Frauen“]

[Gedicht „Philosophie“ / humoristischer Text „Anekdote“ / humoristische Texte „Lieber Simplicissimus!“ / humoristischer Text „Das Hindernis“ / humoristischer Text „Stoffwechsel“ / Karikatur „Frohes Wiedersehen“]

[Karikatur „Noch einer!“ / Gedicht „Gegenrevolution“ / humoristische Texte „Lieber Simplicissimus!“]

[Grafiken „Zeichnet die Kriegsanleihe!“]

2041.

[Karikatur „Der russische Bär“]


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Stadtarchiv Düsseldorf (6. April 2017). 6. April 1917. 1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch. Abgerufen am 5. November 2024 von https://doi.org/10.58079/cqhq


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