5. August 1916

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Stadtarchiv Düsseldorf, “Tagebuch Willy Spatz” 1914-1919. 0-1-23-55.0000

Alle Scans zum Tagebucheintrag vom 5. August 1916

Willy Spatz (1861-1931) war Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Samstag, den 5. August.

Der Tagesbericht von gestern spricht von sehr heißen Kämpfen, besonders im Westen, bei Thiaumont und Dorf Fleury. Das Ringen muß nach der dürren amtlichen Meldungen ein unglaublich heißes gewesen sein. Wir denken dabei immer wieder an unsere blutigen Verluste, die unausbleiblich sein! – Ueber die Ausfahrt der „Deutschland“, die einem Triumpfzuge geglichen haben soll und die am 1. August, nachmittags 5,33 Minuten von Baltimore stattfand lesen wir unter anderem: „Ununterbrochen tönten die Sirenen u. die Besatzung der >Deutschland<, die mit dem Kapitän auf dem Deck stand, war Gegenstand begeisterter Zurufe. Eine große Menschenmenge schaute von Ruder- u. Motorbooten aus der Abfahrt zu. Zum Schutz gegen Minen war das Tauchboot von Begleitschiffen u. Polizeibooten umgeben. Sobald es beim Leuchtturm am Kap Charles angekommen war, übernahm ein amerik. Torpedobootzerstörer, der dort seit Wochen ankerte, seine Begleitung, während sich bereits die Kriegsschiffe der Alliierten vom Kap Henry her näherten.“ – Nun beginnt die Jagd, die hochdramatische! – Gegen 10 Uhr brachen wir auf, bummelten durch’s Adenbacher-Tor, durch die Weinberge und dann wagte meine liebe Frau den ersten kleinen Berg-Aufstieg zum Kaffe-Hohenzollern. Langsam, ganz langsam stiegen wir ihretwegen an – es ging; bald waren wir oben angekommen, saßen bei erfrischenden Getränken oben auf Terrasse und ließen unsere Augen über das weite, gesegnete Land rundum gehen. Vor uns lag Ahrweiler, dahinter Neuenahr u. die anderen Orte, in der Ferne die Rheinberge, an den beiden Seiten die Ahrhöhen, auf denen wir so viele von uns schon durch unsere Wanderungen von früher her wiedererkannten. „Von früher her“, aus der Friedenszeit, als wir noch mit den Kindern hier herumzogen. Es war so naheliegend, daß wir an Paul gedachten, heute ganz besonders! Waren wir doch seinetwegen in ungewöhnlich freudiger Stimmung, durch seine Mitteilung vom 2. August, die uns

also erst nach drei Tagen zu Händen kam, nämlich, daß er am 1. August zum Gefreiten befördert worden war! So geringfügig auch dieses Ereignis an und für sich ist, so weiß ich als alter Soldat dennoch die Bedeutung dieser Beförderung für Paul ganz zu würdigen. Wir teilten seine Freude und tranken auf sein Wohl und sein weiteres Wohlergehen und schrieben hier oben an ihn eine Glückwunschkarte. Frisch gestärkt stiegen wir gegen ½ 1 Uhr wieder abwärts. – Nachmittags begaben wir uns in das Haus eines ganz einfachen Mannes, eines Lokomotivführers, der ein eifriger Sammler von Altertümern, besonders alter Zinnsachen ist, an denen so sehr sein Herz hängt. Seine sehr umfaßende Sammlung fesselte uns in hohem Maße, sein Besitzer hielt sie in liebevollster Weise im Stande. Da waren prachtvolle altgotische Weinkannen, kleine und große Teller, Leuchter aller Art, Pfefferbüchsen, Eierbecher, Oellampen und kleine Weihwasserbecken u. so fort; ein großer Teil der Gegenstände stand auf einer schön-geschnitzten alten Truhe oder war in einem reizenden alten Eckschrank untergebracht. Eine solche Kunstliebe habe ich selten bei einem einfachen Manne kennengelernt. Mit derselben Liebe war auch der Garten gepflegt, in dem jedes Eckchen sachgemäß ausgenutzt war u. der allein 35 Obstarten aufwies. Ueberreiche Erträgnisse hatte auch in diesem Jahre sein Besitzer und Pfleger zu erwarten. – Aus der halben Stunde, die wir unserem Besuch zugedacht hatten, waren aber 3 Stunden geworden – die Trennung aus dem schönen gemütlichen Heim fiel uns schwer.


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Stadtarchiv Düsseldorf (5. August 2016). 5. August 1916. 1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch. Abgerufen am 7. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/cp7x


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