Stadtarchiv Düsseldorf, “Tagebuch Willy Spatz” 1914-1919. 0-1-23-51.0000
Alle Scans zum Tagebucheintrag vom 25. September 1915
Willy Spatz (1861-1931) war Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.
Samstag, den 25. September.
[Artikel „Der deutsche Tagesbericht.“ / Artikel „Der österreichische Tagesbericht.“]
Die edle Schuljugend füllte heute Morgen die Straßen; selten sah ich sie so begeistert beim Kriegsspiel. Mit Fahnen zog sie aus, mit wildem Jubelgeschrei schlug sie mit Säbeln auf einander los. Und der Grund dieses seltenen Jubels? Der Kaiser hatte angeordnet, daß heute Samstag schulfrei sein sollte, da die Schüler sich so lebhaft an der Kriegsanleihe sich beteiligt u. sie in Verbindung mit ihren Lehrern so erfolgreich dafür gewirkt hatten! – Ueber zwölf Milliarden sind gezeichnet worden! Die Erwartungen sind weit übertroffen worden. Ueber diese stolze Angelegenheit will ich nachher
noch einige Ausschnitte folgen lassen. – Aber wahrscheinlich um uns die Freude nicht zu vergällen, brachten die Zeitungen nichts Näheres über die Verluste der Oesterreicher im Osten, am südlichen Kriegsschauplatze, brachten sie nichts über die Festung Rowno u. Lukz, die wohl wieder in russischen Händen sein werden. Man hätte mal gestern Nachmittag die Verwundeten im Malkasten darüber reden hören sollen. Ihre Aeußerungen hätten wegen ihrer unparlamentarischen Ausdrucksweise niemals Aufnahme in einer Zeitung gefunden. – Auch war in den Blättern vielleicht aus demselben Grunde nichts zu lesen bis heute über das erneute Fliegerbomben-Attentat auf Offenburg, über das uns Paul vom 23. September schrieb: „Heute Morgen gegen 8 Uhr wurde Offenburg wiederum bombardiert; es wurden sehr schwere Verwüstungen angerichtet. Leider sind mehrere Tote zu beklagen. Bei Frau Bertler (seiner Hauswirtin) ist ein Stück in die Küche hineingeflogen.“ – Auch über das Ergebnis der Hindenburg‘schen Einkreisung, von der die Zeitungen überlaut berichteten: „Die Katastrophe der russischen Armee“ u. ähnliches, verlautet nichts mehr. Die Russen, als zähe Gegner, werden wohl der Umklammerung sich wieder zu entziehen gewußt haben, wie schon so oft.
Wir sind um eine Hoffnung, die nur durch die Zeitungsschwätzer so groß gezogen wurde, ärmer! Oder sollten diese Nachrichten mit als Ansporn-Mittel zur Zeichnung für die 3. Kriegsanleihe dienen? – Wir werden jetzt in manchen Dingen so mißtrauisch – – Unter der Ueberschrift: „Ein Ultimatum Russlands an England? finden wir aus London vom 23. Sept. folgende Worte: Der russische Finanzminister Bark hat in London angeblich ein regelrechtes Ultimatum gestellt. Er erklärte, Rußland wäre, falls England nicht die russischen Kupons einlöse u. die russischen Kriegsbestellungen bezahle und ferner das nötige Bargeld zur Weiterführung des Krieges liefere, außerstande, den Krieg weiter zu führen.“ – Aber auch dieser Mitteilung treten wir mit großem Mißtrauen gegenüber. – Indessen freut sich
die Jugend, ausgelassener denn je, des freien Tags u. singt dazu: „Wat ham mer Freud’. mir hant hüt frei! Dat mäkt die große Kriegsanleih‘!“ –
[Artikel „Helfferich über die Kriegsanleihe.“ / Artikel „ Der Dank des Kaisers.“]
[Artikel „>Unser einziger Wunsch ist, die elende Geschichte beendet zu sehen<.“ / Artikel „Der Kaiser an den Reichs-Schatzsekretär.“ / Artikel „Aus Rheinland-Westfalen.“]
[Artikel „Die dritte deutsche Kriegsanleihe: eine der besten, dauernden Anlagen der Welt.“ / Artikel „Wer ist Kriegsteilnehmer?“ / Artikel „12 Milliarden!“]
[Karikatur „Cadorna“]
[Artikel „Aus Rheinland und Westfalen. Endergebnisse der dritten Kriegsanleihe.“]
[Karikatur „Die alte Marie.“]
[Zeichnung „Im Schützengraben vor Pont-à-Mousson“ / Karikatur „In Belgien.“]
[Karikatur „Der Verband unserer Feinde.“ / Karikatur „Der Überwinder Antwerpens“]
[Karikatur „>Du kommst spät, Kleiner!< […]“]
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[Karikatur „Das Balkankonzert“]
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Stadtarchiv Düsseldorf (25. September 2015). 25. September 1915. 1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch. Abgerufen am 8. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/cns8